Page 19 - Besser hoeren fuer alle
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|| Höranlagen im Öffentlichen Raum ||





          Entscheidung von Fall zu                      Gut zu wissen ist, dass beim Einsatz von Funk-
          Fall, was sinnvoll ist                        oder Infrarotempfängern, der Hörgeschädigte zu-
                                                        sätzlich eine induktive Halsringschleife benötigt,
          Im März 2016 wurde die Neufassung der DIN     damit Sprache über die T-Spule dem persönli-
          18041 publiziert (s. Seite: 35). Neben der Ver-  chen Hörverlust angepasst wird. Träger von Hör-
          besserung der Raumakustik  wurden im  An-     systemen mit Streamer oder Fernbedienung ver-
          hang F auch die Höranlagen zur Verbesserung   binden diese Empfänger mit ihrem Audiokabel.
          der Sprachverständlichkeit bei Schwerhörigkeit   Siehe Seite 37 Nutzerhinweise Höranlagen
          aufgeführt.
                                                        Seit einiger Zeit wird von mehreren Herstellern
                                                        die mehrkanalige Möglichkeit des Audiostrea-
                                                        ming über W-Lan zur Inklusion von Schwerhöri-
                                                        gen angeboten. Dabei wird jedoch vorausgesetzt,
                                                        dass der Betroffene ein Mobilphone besitzt, auf
                                  IR            FM      dem eine diesem Sender entsprechende APP in-

                                                        stalliert sein muss. Vorab müssen Betreiber die-
          Eine allgemein gültige eindeutige Aussage, wel-  ser Anlagen, z.B. Universitäten, alle Beteiligten da-
          che der Übertragungsarten im öffentlichen Raum   rüber informieren, damit sichergestellt wird, dass
          die „Beste“ sei, ist nicht möglich. Hier muss – je-  die Nutzung von Smart- oder iPhone während
          weils bezogen auf die Anwendung – entschieden   der Übertragung erlaubt ist.
          werden, was sinnvoll ist.
                                                        Zur Nutzung: Abhängig vom Hörverlust kann man
          Beispielsweise ist eine Stadtführung nur mit ei-  über Kopfhörer hören oder mittels MFi-Kopplung
          ner mobilen Anlage möglich, bei der jeder Teil-  (Bluetooth) oder FM die Hörgeräte/CI mit dem
          nehmer einen eigenen Empfänger hat. Als Sen-  Mobilphone verbinden. Leider können sich nur
          der kann hier weder eine im Fußboden verlegte   wenige Menschen diese hochpreisigen Hörsys-
          IndukTionsschleife, noch ein Infrarotstrahler ver-  teme leisten.
          wendet werden. Es ist lediglich eine Funküber-
          tragung möglich. Der Empfang direkt im Hörgerät   Ist im Hörgerät aber eine T-Spule eingebaut (im
          ist durch Anschließen einer induktiven Halsring-  CI immer), kann das Smartphone mittels indukti-
          schleife möglich.                             ver Halsringschleife genutzt werden. Die Halsring-
                                                        schleifen sind vor dem Kauf unbedingt mit dem
          Wenn Abhörsicherheit gefordert wird, sind dage-  eigenen Smart- oder iPhone zu testen, da nicht
          gen weder indukTive Höranlagen noch Funküber-  mit allen die gewünschte Laustärke erreichbar ist.
          tragung möglich, hier ist allenfalls Infrarotübertra-  Nur wenige Hörakustiker bieten derzeit mehrere
          gung zulässig.                                Halsringschleifen zum Vergleichen an.


          Wenn bei Veranstaltungen zusätzlich Audiode-  Mit Blick auf die Empfehlungen der Hilfsmittel zur
          scription (akustische Bildbeschreibung) angebo-  Verbesserung der Sprachverständlichkeit gemäß
          ten wird, oder mehrere Sprachen zur Auswahl   der DIN 18041 und den vorgenannten Hinwei-
          stehen, müssen alle Teilnehmer einen Empfän-  sen, entspricht die Übertragungsart via WLan für
          ger erhalten, welcher dann mehrkanalig sein   Hörgeschädigte derzeit noch nicht den Ansprü-
          muss. Hier scheidet eine indukTive Übertragung   chen des Behindertengleichstellungsgesetzes.
          aus, da diese einkanalig ist, es sind dann nur Inf-  Wir sind sehr gespannt auf künftige technische
          rarot- oder Funkübertragungen möglich.        Entwicklungen und Möglichkeiten.







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