Page 13 - Besser hoeren fuer alle
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|| Warum ein Hörgerät nicht immer ausreicht ||
an das Telefon Probleme bereitet (insb. dann, dass das Sprachverstehen dabei besser ist als mit
wenn keine induktive Einkopplung möglich ist). dem eigenen Hörgerät.
Aber auch für Vieltelefonierer ohne Hörminde-
rung ist das Telefonieren häufig mit großem Hör- Sprachverständlichkeit in
stress verbunden, wenn im Umfeld großer Lärm Film und Fernsehen
herrscht oder die Lautstärke und Übertragungs-
eigenschaften von einem Anruf zum anderen so Besonders aufwendig und kostenintensiv produ-
sehr schwanken, dass man eigentlich andauernd zierte Spielfilme kommen häufig wegen Proble-
nachregeln müsste, dies aber aufgrund der stres- men der Sprachverständlichkeit in die Kritik. Die
sigen Abläufe im Alltag nicht leisten kann. Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von Stör-
geräuschen bei der Aufnahme über unklare Aus-
sprache bis hin zu Tonmischungen, bei denen die
Dramatik und nicht der Dialog im Vordergrund ste-
hen. Besonders das Abmischen ist ein komple-
xer Prozess, bei dem die Verständlichkeit häufig
Eine mögliche Lösung besteht darin Verfahren aus aufgrund „künstlerischer Freiheit“ zurückstecken
der Hörgerätetechnik direkt ins Telefon zu integ- muss. Ein Problem besteht darin, dass Sprachver-
rieren und so die Probleme der Einkopplung zu ständlichkeit von Filmdialogen traditionell subjek-
umgehen. Die große Herausforderung dabei ist, tiv durch den Tonmeister bewertet wird, der nicht
die Verfahren optimal an den individuellen Nutzer nur über ein besonders geübtes Gehör verfügt,
und die aktuelle Hörsituation anzupassen. Dies ist sondern das Sprachmaterial auch noch mehrfach
zwingend notwendig, da jeder Mensch – ganz un- hört. So kann er nur schwer bewerten, ob eine be-
abhängig vom Hörvermögen – eigene Präferenzen stehende Mischung vom Zielpublikum – häufig in
und Bedürfnisse und unterschiedliche Einstellun- der Altersklasse 60+ mit entsprechend großer sta-
gen für optimales Sprachverstehen hat. Anders als tistischer Wahrscheinlichkeit für Schwerhörigkeit –
bei Hörgeräten steht für diese Anpassung jedoch verstanden werden wird oder nicht. So kommt es,
kein Experte zur Verfügung, der die Verfahren und dass auch gute Hörgeräte häufig an ihre Grenzen
Einstellparameter im Detail kennt und anhand von stoßen und z.B. den Dialog beim Fernsehen nicht
audiologischen Messungen und Erfahrungswerten hinreichend aus der Hintergrundmusik herausfil-
individuelle Anpassungen vornehmen kann. tern können. Aktuelle Forschungsarbeiten setzen
daher an der Quelle an: Durch Modelle, die das
Dank intensiver Forschungsarbeiten ist es heute Hörempfinden nachbilden, wird bereits im Pro-
jedoch möglich, dass sich auch durch Nicht-Ex- duktionsprozess anhand der Tonspuren analysiert,
perten komplexere Algorithmen zur Hörunterstüt- ob die aktuelle Mischung hinreichend verständlich
zung individuell anpassen lassen. Hierfür wählt ist. Dabei wird u.a. die sogenannte Maskierung der
der Nutzer eines der voreingestellten Hörprofile Sprache, also ihre Verdeckung durch Musik, At-
nach seiner persönlichen Präferenz aus. Eine au- mosphäre und Soundeffekte, analysiert und im
diometrische Messung ist nicht erforderlich. Die Sinne der Verständlichkeit bewertet. Aspekte von
Auswahl erfolgt zum Beispiel über die Telefontas- Schwerhörigkeit können in die Berechnungen der
tatur, einen Touchscreen oder über eine Internet- Modelle einfließen und damit dem Tonmeister ei-
seite und ist auch während eines Anrufs möglich. nen Hinweis darauf geben, ob die Mischung auch
für Menschen mit Schwerhörigkeit verständlich ist.
Nutzerstudien belegen, dass sowohl normalhö- Wenn es gelingt, diese Technologien bis zur Mark-
rende Nutzer als auch Schwerhörige mit und oh- treife zu erforschen und zu validieren und sie in
ne Hörgeräte deutlich von der integrierten Hö- die bestehenden Prozesse der Fernsehtonproduk-
runterstützung profitieren können, besonders bei tion einzubinden, können wir in Zukunft auf gut
schlechter Signalqualität oder bei Umgebungsge- verständliche Dialoge hoffen.
räuschen wie in belebten Büros oder Callcentern.
Häufig berichten auch erfahrene Hörgeräteträger, Dr. Jan Rennies-Hochmuth
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