Page 11 - Besser hoeren fuer alle
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|| Inklusion geht alle an! ||





          Eine Begegnung auf Augenhöhe                   BUCHTIPP

          Das  wichtigste  Ziel  der  UN-Behinderten-    Inklusion konkret
          rechts-Konvention, ist die Umsetzung der „Inklu-                 Ursula Horsch & Sascha Bischoff
          sion“. Was wird jedoch unter „Inklusion“ verstan-                (Hrsg.), 205 S, 24,60 Euro, Medi-
                                                                           an-Verlag 2013.
          den? Es ist davon die Rede, dass den behinderten                 Das   fachwissenschaftliche
          Menschen die „volle Teilhabe“ am gesellschaftli-                 Buch stellt interessante For-
          chen Leben ermöglicht werden muss. Die Begeg-                    schungsergebnisse vor, so-
          nung zwischen den Menschen mit und ohne Be-                      wohl für Wissenschaftler als
                                                                           auch für Fachkräfte aus der
          hinderungen soll auf „Augenhöhe“ sein. Bislang                   (Sonder-)Pädagogik wie z. B.
          wurde hierfür der Begriff „Integration“ benutzt.                 Lehrer, Heilpädagogen,  Er-
          Sind denn „Integration“ und „Inklusion“ dasselbe?                zieher und Therapeuten so-
                                                                           wie für Familien mit Kindern
                                                         mit und ohne Hörschädigung vor.
          Die folgende Grafik (Quelle: Aktion Mensch) soll
          den Unterschied zwischen Integration und Inklu-  ISBN: 978-3-941146-33-4
          sion verdeutlichen:
                                                        nen während des Unterrichts beteiligen. Somit ist
                                                        die Begegnung auf „Augenhöhe“ zwischen Men-
                                                        schen mit und ohne Behinderung nicht möglich.

                                                        Durch geeignete Maßnahmen können die (Hör-)
                                                        Barrieren überwunden werden. Zum Beispiel
                                                        durch Verbesserung der Raumakustik, indem Ver-
          Wie ist dieser Unterschied in der Praxis darstell-  änderungen an den Wänden, Decken oder Fußbö-
          bar? Hörbehinderte Schüler/-innen fühlen sich   den vorgenommen werden, oder durch den Ein-
          der Gruppe einer Schulklasse zugehörig. Sie kom-  satz von technischen Hilfsmitteln, die die Störquel-
          men mit den Schülern ohne Behinderungen gut   len minimieren oder ganz eliminieren.
          zurecht, weil sie sich gegenseitig wertschätzen
          und miteinander kommunizieren, so weit mög-   Der Einbau von Höranlagen kann wesentlich zur
          lich.  So  gut  es  geht,  nehmen  die  hörbehinder-  Verbesserung der Kommunikation führen. Nach
          ten Schüler/-innen auch an den Aktivitäten der   der Umsetzung dieser Maßnahmen, werden die
          Schulklasse, wie zum Beispiel Sport, teil.    hörbehinderten SchülerIinnen nicht nur „integ-
                                                        riert“ sein, sondern gemäß der „Inklusion“ auch
          Bis jetzt würde man die Situation so bezeichnen:   voll am Unterricht teilhaben können.
          Die „Integration“ ist realisiert.
                                                        Übrigens: Auf Grund der Rechtslage, besteht ein
          Aber obwohl schwerhörige SchülerInnen Hör-    Rechtsanspruch, auf Umsetzung der geeigneten
          geräte tragen, können sie dem Schulunterricht   Maßnahmen.
          nicht in vollem Umfang folgen. Die Gründe hier-
          für: schlechte Raumakustik (Hall-Effekte), elekt-  Im Grundgesetz, Artikel 3 steht: „Niemand darf
          ronische Störgeräusche und andere Nebengeräu-  wegen seiner Behinderung benachteiligt
          sche, die bei den Hörgeräten mitverstärkt wer-  werden.“
          den,  undeutliche  oder zu  leise Aussprache der
          LehrerInnen und der SchülerInnen. In solchen   Inklusion ist auch in anderen Bereichen analog
          Situationen können die hörbehinderten Schü-   umzusetzen, z.B. an Arbeitsplätzen, in den Hörsä-
          ler/-innen die vermittelten Lerninhalte nur unvoll-  len der Hochschulen, in Kirchen, Kinos, Theatern
          ständig aufnehmen und sich kaum an Diskussio-  usw. Deshalb: Inklusion geht alle an!



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